Die Sehnsucht der Frauen

Geschichten über die Liebe

Filmerzählungen – ein Experiment frei nach Ingmar Bergmann

Autorin: Beate Fichtner

Synopsis

Frauen erzählen aus ihrem Leben, sprechen über die Liebe. Es ist ein Experiment. Die Frauen sind real und das, was sie erlebt haben ist es auch. Es geht um die großen magischen Momente im Leben, jede Frau hat mindestens einen solchen großen Moment in ihrem Leben mit einem Mann erlebt.

Als Vorlage für unsere filmischen Erkundungen dient der Ingmar Bergmann Film „Die Sehnsucht der Frauen“ aus dem Jahr 1952, ein Episoden-Film, schwarz-weiß. Im Jahr 2011 wurde er in der Retrospektive der Berlinale wiederentdeckt.

Es war der Film, mit dem Bergmann in Schweden den ersten großen Publikumserfolg hatte. In Deutschland wurde er selten gezeigt. Kritiker werfen ihm vor, dass er recht konventionell sei und von einer gewissen Mechanik. Bergmann läßt die Frauen nacheinander ihre Geschichten erzählen. Wenn die eine geendet hat, heißt es: „Jetzt bist Du dran“ oder „Jetzt wäre wohl die Reihe an mir“ und die nächste Episode beginnt. Bei Bergmann versammeln sich vier Frauen, die mehr oder weniger mit einander verwandt sind an einem Freitagabend in um einen Tisch in einem Gutshaus auf der Insel Farö. Ihre Kinder sind mit ihnen im Haus. Die Männer werden später kommen. Die Frauen wollen die Zeit des Wartens überbrücken und beginnen miteinander zu reden. Was in dieser Zeit zwischen ihnen passiert, ist außerordentlich spannend. In Deutschland wurde der Film unter dem Titel „Sehnsucht der Frauen“ gezeigt. Der Titel des schwedischen Originals lautet „Die LIEBE der Frauen.“

Worum geht es?

Es geht um die Suche nach der großen Liebe.
Es geht um die Liebe und die Sehnsucht danach.

Jede Frau, wünscht sich zu lieben und geliebt zu werden. Nur allzu oft geht das große Gefühl, geht die Leidenschaft im Alltag verloren, löst sich auf, wird zerrieben von tausend Kleinigkeiten. Jeder kennt das. Jeder Mann, jede Frau. Frauen haben dafür oft ein sehr genaues Gespür. Männer fühlen es auch, sind aber weniger in der Lage darüber zu reden. Doch es lohnt, sich an die großen Momente zu erinnern. Männer behalten diese Momente zumeist für sich. Frauen haben weniger Scheu, darüber zu reden.

Ein Kritiker schreibt: „Der ganze Film hat eine betörende Leichtigkeit, auch in den dramatischen Momenten – eine Leichtigkeit wie fließendes Wasser … Es geht um Liebe, fast nur um Liebe und um die Unzulänglichkeit der Männer, erotisch, moralisch, emotional und intellektuell.“

Deutsche TV-Erstausstrahlung: am 18.3.1968 im ZDF

Auch wir arbeiten nach diesem Muster. Die Frauen treffen sich in einem kleinen Gutsschloss. Es gibt eine lange Tafel. Die Frauen kochen zusammen, decken gemeinsam den Tisch, essen zusammen und beginnen miteinander zu reden. Die Geschichten sind voller Wärme und Menschlichkeit, mit einer gewissen Leichtigkeit erzählt. Es geht um die Liebe, es geht um die Männer und deren Unzulänglichkeiten. Worum sollte es sonst gehen, wenn so viele Frauen zusammen kommen? Es geht um die große, immer gleiche Sehnsucht zu lieben und geliebt zu werden. Liebe ist Leben. Leben ist Liebe. Wo sie abwesend ist entsteht Leid.

Die Geschichten, die erzählt werden sind vorher nicht bekannt. Wir arbeiten dokumentar. Alles entsteht in dem Augenblick, in dem es gedreht wird. Alles ist echt. Nichts ist gespielt. Was hier gesagt wird, ist zutiefst wahr.

Die Frauen beginnen Geschichten zu erzählen. Es geht um Männer, es geht um Liebe: Sie werden sich nacheinander das Schönste und zugleich Unglaublichste erzählen, was sie je mit einem Mann erlebt haben. Das ist die Verabredung, deshalb sind sie hierher gekommen, in dieses Gutsschloss in der Nähe der polnischen Grenze. Es geht um die großen magischen Momente im Leben. Jede Frau kennt diese Momente, unvergesslich, Momente der höchsten Ekstase und der tiefsten Erschütterung. Solche Momente werden selten preisgegeben, die meisten Frauen halten sie lebenslang geheim, verschlossen wie in einem Schmuckkästchen.

SEHNSUCHT – WAS IST SEHNSUCHT?
WIE ENTSTEHT SEHNSUCHT?

LIEBE – WAS IST LIEBE?
WIE ENTSTEHT LIEBE?

Es geht um die großen magischen Momente im Leben. Jede Frau kennt diese Momente. Das Leben hält nicht viele davon für uns bereit. Vielleicht gibt es zwei, drei Momente, die wir nie vergessen werden, weil sie uns zutiefst berührt haben.

Eine Geste, eine Berührung, ein Blick.
Ein großer Moment.
Was also ist Liebe?
Die Frage steht im Raum.

Männer sprechen in der Regel nie darüber. Frauen tun das manchmal. Sie erzählen einander ihre großen Liebesgeschichten.

Die Rufe der Wildgänse schallen über die Wiesen. Wildgänse bleiben ein Leben lang als Paar beieinander, wenn sie sich im Flug verlieren, rufen sie einander solange, bis sie sich wiedergefunden haben. Die Vögel landen zum Schlafen auf dem Wasser. Der See liegt bleigrau in der Dämmerung. Der Himmel ist grau. An so einem Abend öffnen die Frauen einander ihr Herz. Auch das ein großer magischer Moment.

Ein Experiment.

„Der ideale Mann ist der, von dem alle träumen und den keine kennt.“ Anna Magnani

„Besser ist es, sich von heißen Lebensströmen durchbrausen zu lassen und dann die Folgen zu tragen, als am Geländer der Moral dürre Pfade der Vorsicht zu schleichen.“ Marianne Weber

„Es sind nicht die Erfolge, aus denen man lernt, sondern die Fiaskos.“ Coco Chanel

„Wahre Schönheit und Weiblichkeit sind alterslos und nicht künstlich herstellbar.“ Marylin Monroe

„Mit der Zeit bereut man alle Sünden, die man begangen hat, und einige dazu, die man nicht begangen hat.“ Elizabeth Taylor

„Schätzelchen genieß das Leben, nimm alles mit, damit Du später auf der Terrasse im Schaukelstuhl Dich an all die schönen Dinge erinnern kannst.“ (Renate Büttner, 86)

„Ich bedauere keinen Augenblick meines Lebens. Das hat alles dazu beigetragen, dass man Mensch wurde.“(Irmgard Neukirchen, 100)

Das Leben einer modernen Frau wird von drei Elementen wesentlich geprägt, das ist unbestreitbar: vom Streben nach Selbstverwirklichung, vom Wunsch Mutter zu sein und von der Sehnsucht, die große Liebe zu finden. Manchmal dauert die Suche nach der großen Liebe lebenslang- manchmal findet man die große Liebe, um sie bald darauf wieder zu verlieren. Niemand weiß, warum das so ist, aber es geschieht.

Männer über das Projekt:
„Diesen Film möchte ich lieber nicht sehen!“
„Hoffentlich jugendfrei!“
„Männer würden nie über so was reden!“
„Da möchte ich ja mal hinter der Tür stehen.“

Sechs Frauen aus drei Generationen

Die Frauen treffen sich, genau wie in dem Bergmann-Film, in einem großen Gutshaus. Drei Tage, zwei Nächte – auf dem Land in Brandenburg.
Geplant: Schloß Hirschfelde bei Werneuchen.

Irina, 42, ist Malerin, geboren in der Ukraine, aufgewachsen in St. Petersburg, lebt heute in Berlin, arbeitet im Kaspar-Hauser-Haus als Kunsttherapeutin

Inge, 60, Schauspielerin, aufgewachsen im Hochallgäu, später in einer Klosterschule, lebt in Berlin

Isabel, 49, Produzentin, aufgewachsen in Berlin, nach der Wende in Köln, lebt heute in Spanien und Berlin

Die Sache mit Etienne – eine Geschichte zwischen Tür und Angel

Anka, 64, Professorin, lebt heute
Der Chief – Ein Blick hat genügt, in der Kombüse „Du hast mich zum Mann gemacht“ – sagt er zu ihr, ein verheirateter Mann, nach zwölf Jahren Ehe

N.N., Fotografin, Exfrau eines berühmten Malers

„I will always love you …“ singt Diana Ross. Ich werde Dich immer lieben – das ist mehr als ein love-song, welch ein Bekenntnis. Die Sehnsucht nach der immer währenden Liebe ist groß, gerade in unserer schnelllebigen Zeit.

Das alles ist Leben.

Kamera: Yoliswa Gärtig / Ines Thomsen (angefragt)