Conny Abbas

Conny Abbas
oder Arabisch für Anfänger

Conny Abbas hat sieben Kinder, zwei Söhne und fünf Töchter. Mit neunzehn hat sie sich unsterblich in Achmed Abbas, einen Neffen des Palästinenserpräsidenten Machmut Abbas verliebt. Er war in Prora auf Rügen zur militärischen Ausbildung. Die Hochzeit fand 1986 in Güstrow statt.

Der Weg der Familie führte über Prag, wo Achmed in der Botschaft arbeitete, nach Damaskus. Dort hat Conny mit ihren Kindern acht Jahre lang im palästinensischen Flüchtlingscamp Muchara gelebt.

Conny hat erlebt, was es bedeutet, allein in einer fremden Kultur zu sein. Ihr Mann blieb weiterhin in Prag. Sie lebte mit ihren Kindern in der arabischen Großfamilie. Einmal im Jahr kam ihr Ehemann zu Besuch. Asmaa und Nur, die jüngsten Töchter sollten die Ehe retten. Vergebens. Die Liebe zerbrach. Conny hat lange darüber nachgedacht, was sie nun tun sollte. Sie war als Frau in Syrien nicht geschäftsfähig und unterlag dem Gesetz der Scharia. Ihr gelang schließlich das Kunststück, mit allen sieben Kindern aus Syrien auszureisen. Ein Schwager hat ihr geholfen und alle Papiere für sie unterschrieben.

In der Flüchtlingskrise stand Conny als eine der ersten am Bus, ehrenamtlich für das DRK. Das war im September 2015 in Jördenstorf bei Teterow. Die syrischen Flüchtlinge glaubten ihren Ohren nicht zu trauen, als eine große blonde Frau mit strahlend blauen Augen sie in perfekten Arabisch empfing. „Alle mal herhören: Hier gehts lang. Frauen und Männer getrennt. Warme Sachen gibt´s in der Kleiderkammer.“ Conny spricht Arabisch wie die Frauen von Muchara.

Den allein reisenden Flüchtlingsjungen Armin trifft Conny an diesem Tag das erste Mal. Er ist siebzehn und wird in die Obhut des Jugendamtes übergeben. „Sorgerecht? Wie übersetzt man Sorgerecht? Dafür gibt es im Arabischen kein Wort.“ Armin denkt zunächst, er soll sich jetzt von seinen Eltern lossagen, weil für ihn ein gesetzlicher Vertreter bestellt werden muss. Er hat Angst. Conny beruhigt ihn. Es ist alles in Ordnung. Er wird in einer Wohngruppe der Jugendhilfe in Güstrow untergebracht.

Conny Abbas lebt heute mit Kindern und Enkeln wieder in ihrer Heimatstadt Güstrow. Sie managt eine deutsch-orientalische Familie und arbeitet in einem Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt mit alten und dementen Menschen.

rei Kinder leben streng nach dem Koran. Sie gehen nicht vor die Kamera, weil es ihrem Glauben widerspricht. Der 23-jährige Chaled studiert in Medina den Islam mit einem Stipendium des Staates Saudi Arabien. Wir dürfen drehen, während Conny mit ihm über Skype redet, allerdings ist nur der Ton eingeschaltet.

Asmaa ist achtzehn und möchte Polizistin werden. Während der Dreharbeiten bekommt sie ihre „Direkteinstellung“ bei der Polizei. Das teilt sie Bruder Chaled stolz nach Medina mit. Sie hat die Prüfung bestanden, für die sie so hart im Fitnessstudio trainierte. Mutter Conny ist stolz und lädt die ganze Familie ein. Es gibt Glühwein und ein Freudenfeuer bei Connys Freund Dieter am Inselsee. Auch die Töchter Nur (17), Maya (24) und Amina (26) sind gekommen. Außerdem hat Conny den Flüchtlingsjungen Armin Amin eingeladen.

Wir fragen: Was ist typisch an Conny Abbas? Connys Töchter sagen: „Sie verlangt für sich selber sehr wenig und gibt anderen sehr viel.“

Wir haben den perfekten Baum!
Conny Abbas mit Tochter Asmaa und Lebensgefährten Dieter Rist im Dezember 2015.

Warten auf die Fähre
Conny Abbas während der Dreharbeiten im Dezember 2015.

Buch und Regie: Beate Fichtner
Kamera: Thomas Simon, Omar Holtz
Produktion: Uwe Schuster
Schnitt: Rainer Hochmuth
Ton: Benjamin Frank, Bettina Jänchen
Mischung: Rainer Hochmuth
Produktionsassistenz: Birgit Janke

Produktionsleitung NDR: Frederik Keunicke
Redaktionsleitung NDR: Birgit Müller

Sendung am 25. Februar 2016, 18.15. Uhr im NDR, 30 min HD (Wiederholung Dienstag, 1. März 2016, 13.00 Uhr)

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